Mit Six Sigma zum optimalen Qualitätsmanagement

Six Sigma ist eine erstmals in den 1970er Jahren in Japan eingeführte Managementtechnik, die vor allem Prozessverbesserung und erfolgreicheres Qualitätsmanagement anstrebt. Wesentliche Ziele dabei sind die Verbesserung der Unternehmensergebnisse und die gleichzeitige Steigerung des Kundennutzens. Während die damit zusammenhängenden Techniken ursprünglich in der Industrie zum Einsatz gekommen sind, können die Prinzipien ebenso in der Finanzwirtschaft wie auch im Dienstleistungssektor gut angewendet werden. Six Sigma kommt projektbezogen zum Einsatz, wobei fehlerhafte Prozesse verbessert bzw. eliminiert werden sollen und es dadurch zu wesentlichen Kosteneinsparungen kommen kann. Six Sigma erfindet dabei keineswegs das Rad neu, sondern bedient sich vermehrt bereits bestehender Werkzeuge aus dem Bereich Qualitätsmanagement. Überdies kommt dem Aspekt der Kundenbedürfnisse wie auch dem Einsatz statistischer Methoden wesentliche Bedeutung zu.

Nicht zuletzt der Namensteil Sigma macht die Relevanz statistischer Methoden für diese Managementtechnik deutlich. Ausgangspunkt dabei ist, dass die wichtigsten Unternehmensprozesse optimiert werden sollen und es jedoch dabei zu unerwünschten Streuungen in den Prozessergebnissen kommen kann. In der statistischen Methodenlehre bezeichnet der griechische Buchstabe Sigma die Standardabweichung (zur Gaußschen Normalverteilung), welche die Abweichung zwischen Merkmalswerten (voneinander) misst. Der Abstand zwischen dem Mittelwert und der nächstgelegenen Toleranzgrenze kann in Standardabweichungen gemessen werden. Six Sigma im Sinne von sechs Standardabweichungen drückt die Forderung aus, dass die nächstgelegene Toleranzgrenze mindestens sechs Standardabweichungen vom Mittelwert entfernt liegen soll – de facto würde dies zu einem fehlerlosen Produktionsprozess als beispielhaftes Ziel in der Produktion führen.

DMAIC Zyklus als wichtiges Instrument

Eine wichtige Rolle bei den im Rahmen von Six Sigma anwendbaren Prozessen bzw. Tools stellt der mitunter aufwendige und sich über mehrere Monate erstreckende DMAIC Zyklus dar. Dabei handelt es sich um einen Projekt- und Regelkreisansatz. Die oftmals lange Dauer des DMAIC Zyklus ist mitunter dadurch zu erklären, dass idealerweise nach jeder Phase ein Gate-Review durchgeführt wird, in dessen Rahmen die erzielten Ergebnisse bewertet werden und auch entschieden werden muss, ob das Projekt in die nächste Phase geführt werden kann. Die (englische) Abkürzung DMAIC steht für Define, Measure, Analyze, Improve und Control. Das Hauptziel besteht darin, bestehende Kernprozesse des Unternehmens (z.B. die Produktion) messbar zu machen und sie nachhaltig zu verbessern. In der Define Phase werden die Ist-Situation des entsprechenden Prozesses analysiert, Probleme identifiziert und Projektziele definiert. Diese erste Phase beinhaltet auch eine Abwägung der mit diesem Projekt verbundenen Chancen und Risiken. In dieser Phase spielen vor allem die Kundenanforderungen eine große Rolle – vereinfacht gesagt sollte bereits in der Define Phase vermieden werden, dass der Kunde am Ende mit dem Ergebnis unzufrieden ist, weil er andere Erwartungen an das Produkt oder die Dienstleistungen gehegt hatte. Ebenso als Grundlage für die weiteren Phasen im DMAIC Zyklus beschäftigt sich die Measure Phase intensiv mit Daten. Um an Daten für Entscheidungen und für Optimierungspotential – oder auch für die Frage, wo der meiste Aufwand und das Problem in dem Prozess liegen – gelangen zu können, müssen bestehende Messsysteme verbessert werden bzw. überhaupt neue Systeme implementiert werden. Die Phase Analyze dreht sich schließlich um die Frage, welche Schlussfolgerungen aus den gesammelten Daten gezogen werden können. Mithilfe von statistischen Methoden sollen hierbei Muster, Aufwandstreiber und Anhaltspunkte für die Fehlerursache in den Daten gefunden werden. Wiederum auf die so bedeutenden Kundenanforderungen runtergebrochen, gilt es herauszufinden, warum der untersuchte Prozess die Kundenanforderungen bislang noch nicht im gewünschten Maße erfüllen konnte. In der Improve Phase kommt es zu Verbesserungsmaßnahmen, mit deren Hilfe die Fehler, Kosten und die Verschwendung in einem Prozess verringert bzw. eliminiert werden sollen. Da die DMAIC Phasen aufeinander aufbauen, müssen die Verbesserungsmaßnahmen idealerweise insbesondere mit den Erkenntnissen aus der Define Phase übereinstimmen. Das Ziel der Control Phase besteht darin, die Erfolge (aus den früheren Phasen) des Projekts nachhaltig sicherzustellen. Die hiermit verbundenen Maßnahmen umfassen beispielsweise die Dokumentation von Anweisungen und Richtlinien oder auch Schulungen der Mitarbeiter. Darüber hinaus erfolgt eine Überwachung der verbesserten bzw. neuen Prozesse mithilfe statistischer Methoden.

Von Black Belts und Green Belts

Für die erfolgreiche Umsetzung von Six Sigma (Projekten) im Unternehmen kommen speziell ausgebildeten Mitarbeitern besondere Rollen zu. Typischerweise unterscheidet man mitunter – in Anlehnung an asiatische Kampfsportarten – anhand unterschiedlicher Gürtel-Farben. Die Beschreibung der Rollen bringt auch den Projektcharakter von Six Sigma sehr schön zum Ausdruck.

  • Der „Deployment Champion“ ist Mitglied der Unternehmensleitung. Er ist für die Umsetzung von Six Sigma mitverantwortlich und zeigt somit, dass die Akzeptanz innerhalb des gesamten Unternehmens ein wesentlicher Erfolgsfaktor für den Einsatz von Six Sigma im Unternehmen ist (idealerweise kommt es zur Managementunterstützung top-down).
  • Der „Projekt-Champion“ (oftmals auch Projekt-Sponsor) ist im mittleren Management des Unternehmens angesiedelt und meistens Auftraggeber für einzelne Six Sigma Projekte im Unternehmen. Zugleich sind diese Personen oftmals für die zu verbessernden Prozesse verantwortlich (sogenannte Process Owner).
  • Der „Master Black Belt“ hat sich vollumfänglich Six Sigma verschrieben und fungiert als Trainer, Coach und Ausbilder für die „Black Belts“ im Unternehmen.
  • Der Black Belt übernimmt auf Vollzeitbasis Projektmanagementaufgaben und hat umfassende Kenntnisse in der Anwendung von Six Sigma Techniken. Typischerweise sieht das Aufgabenprofil von Black Belts die Umsetzung wie auch die Begleitung einer bestimmten Anzahl von Projekten (pro Jahr) vor. Als Zielgröße kann auch ein monetärer Betrag vereinbart sein, welcher die Kürzung der Ausgaben in Abhängigkeit von der Unternehmensgröße beinhaltet.
  • Der „Green Belt“ entstammt üblicherweise dem mittleren Management und agiert als Teammitglied in Projekten bzw. als Leiter kleinerer Projekte. Hierbei erfolgt Berichterstattung an einen Black Belt.

Insgesamt betrachtet wird Six Sigma mit einer kleinen Anzahl an Spezialisten im Unternehmen umgesetzt. Idealerweise verfügen diese Personen neben analytisch-statistischem Denken auch über entsprechende Soft Skills wie Team-, Kommunikations- und Führungsfähigkeit. Als Faustregel für die sinnvolle Anzahl an Black Belts usw. gilt, dass 1 Black Belt auf 100 Mitarbeiter im Unternehmen kommt und dass 1 Master Black Belt ca. 20 Black Belts betreuen soll. Jeder Black Belt soll wiederum ungefähr 20 Green Belts unterstützen.

Lean Six Sigma als vielversprechende Weiterentwicklung

Ungefähr seit der Jahrtausendwende wird immer öfters Six Sigma mit Lean Management kombiniert – bezeichnet als Lean Sigma, Lean Six Sigma oder Six Sigma + Lean. Lean Management wurde ursprünglich in der Automobilindustrie verwendet und hat zum Ziel, schlanke Abläufe bzw. Systeme zu schaffen, indem Verschwendung eliminiert wird und wertschöpfende Tätigkeiten optimiert werden. Ähnlich wie bei Six Sigma werden auch die Kundenbedürfnisse bei Lean Management großgeschrieben – demnach passiert Wertschöpfung dort, wofür der Kunde gewillt ist, etwas zu bezahlen (oftmals sind dies hohe Qualität, schnelle Lieferzeiten, hohe Flexibilität oder ein niedriger Preis). Für den Erfolg ist es jedenfalls wichtig, die Kundenbedürfnisse zu erkennen und zu berücksichtigen. Hierbei kann es sinnvoll sein, die Kundenanforderungen in drei Kategorien zu unterteilen: unverzichtbar; je mehr, desto besser sowie „nice to have„. Die Abstufung ist so zu interpretieren, dass bei Nichterfüllung eines Unverzichtbar-Kriteriums der Kunde typischerweise unzufrieden ist, währenddessen am anderen Ende der Bandbreite eine „nice-to-have“-Leistung die Kundenzufriedenheit nur geringfügig erhöht. Ebenso können schlanke Strukturen nur dann gut aufgebaut werden, wenn alle Abläufe vom Auftragseingang bis zur Lieferung bzw. Leistungserbringung an den Kunden eindeutig ersichtlich sind und dann in einem nächsten Schritt wertschöpfende Tätigkeiten von nichtwertschöpfenden Tätigkeiten unterschieden werden können. Neben dem sogenannten „Fluss-Prinzip“ (Ziel dabei ist, dass sich alle Abläufe im Fluss befinden) ist auch das „Pull-Prinzip“ für Lean Management wichtig. Folglich und wiederum Kundenorientierung folgend, sollte der Fertigungsprozess erst angestoßen werden, wenn die Bestellung ausgelöst wurde. Dadurch können im Idealfall Transportkosten und Lagerhaltungskosten gespart werden. Schließlich sollen auch bei Lean Management alle Aktivitäten immer wieder verbessert werden, weshalb auch die Mitarbeiter angehalten sind, (oftmals in kleinen Teams) ihre Ideen einzubringen. Lean Six Sigma schließlich soll die Stärken beider Managementprinzipien kombinieren, indem Six Sigma die Effektivität der Prozesse erhöht und Lean Management die Effizienz in den Geschäftsabläufen steigert – die Kundenbedürfnisse sind dabei ein wichtiges verbindendes Element.

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